Montag, 29. Oktober 2012

La Campana 2.0

Einen Monat ist es nun schon wieder her. Erinnert ihr euch noch? „Das Wandern ist des Müllers Lust“ war der Titel meines Blogeintrags vor gut vier Wochen. Zusammen mit vielen anderen Deutschen hatten wir den Versuch unternommen, den Berg „La Campana“ zu bezwingen, haben es dann aber leider aus zeitlichen Gründen nicht mehr geschafft bis zum Gipfel zu steigen. 

Heute haben wir einen neuen Anlauf genommen. Zusammen mit einem Chilenen namens Christian, der auch hier im CVJM arbeitet, sind wir den Berg „hochgesprintet“ und haben es in einer Wahnsinnszeit von unter vier Stunden (normaler weiser knapp 4:30 Stunden) zum Gipfel geschafft. Über 1500 Höhenmeter wurden von uns an einem Tag hoch und runter zurückgelegt. Darauf kann man stolz sein und ich möchte jetzt gar nicht groß weiter schreiben, sondern einfach die Beweisfotos für sich sprechen lassen.


Gipfel


zorro chileno
Im Hintergrund die Anden

Simon

Freitag, 26. Oktober 2012

Placeres, Las Cañas und Co.


Die zweite Arbeitswoche neigt sich schon dem Ende entgegen. Höchste Zeit von meinem "Arbeitsalltag" zu berichten. Ich setze die Anführungszeichen hier ganz bewusst, da die ersten Arbeitstage sehr chaotisch waren und sich auch immer alles kurzfristig ändern kann. So wurde zum Beispiel heute eine "Réunion" (Treffen) eine Minute vor Beginn kurzfristig verschoben, obwohl es schon länger ausgemacht war. Ich will nicht sagen, dass es schlimm ist oder dass es in Deutschland nicht vorkommt, aber hier in Chile ist es alltäglich. Da muss man einfach Gelassenheit und Spontanität mitbringen und ich denke, daran habe ich mich schon gewöhnt.

Trotz all den Veränderungen, die in meinem "Stundenplan" jederzeit möglich sind, versuche ich mittels einer tollen Tabelle  Euch meinen Arbeitsalltag näher zu bringen. Viele werden sich nun fragen: "Was ist "Placeres", "Las Cañas" und Co ?", beziehungsweise können mit den kurz und knapp gehaltenen Begriffen nur wenig anfangen. Deshalb habeich zu meinem Plan eine Art Legende geschrieben. Ich hoffe, Ihr bekommt so einen etwas größeren Einblick in unsere Arbeit im CVJM.


Wochenplan

"Legende"

Mittwoch, 24. Oktober 2012

Cumpleaños feliz


20 JAHRE! Es steht nun also die zwei vorne! So schnell vergeht ein Jahrzehnt. Mir kommt es wie gestern vor als ich zu meinem zehnten Geburtstag die Benjamin-Blümchen-Torte zusammen mit meinen Schulfreunden verspeiste. Fühle ich mich anders? 
0:00 Uhr und die Aussicht ist perfekt!
Naja, ein bisschen schon. Man ist  größer geworden, hat die Schule (endlich) hinter sich gebracht und steht ein Stück weit mehr auf eigenen Beinen. Eines ist aber gleich geblieben, fast zumindest: Die Torte! Die gibt es auch in Chile in unzähligen Variationen. Benjamin Blümchen gab es leider nicht, geschmeckt hat sie aber trotzdem, obwohl es noch früh am Morgen war. Ein Stückchen Kuchen geht immer! Danach hieß es Geschenke auspacken und siehe da; ich habe jetzt ein handgeschriebenes Kochbuch, das noch so einige leere Seiten hat. Da steckt förmlich die Aufforderung drin neue Rezepte zu „erschaffen“. Mal sehen ob ich meine Kochkünste damit verbessern kann. Nachdem Frühstück mussten wir dann aber trotzdem in die Arbeit und ich kam auch erst recht spät wieder nach Hause. Dementsprechend hatte ich bis jetzt fast nur Zeit eure ganzen Glückwünsche zu lesen, zum Antworten bin ich aber nur kaum gekommen. Ich möchte mich bei Euch allen herzlich Bedanken und Euch wissen lassen, dass eure Grüße gut bei mir angekommen sind. Von einigen bekam ich schon vor meinem Geburtstag Glückwünsche, dank der Zeitverschiebung ist auch das ganz legal. Bei mir fing der Geburtstag aber erst um 5 Uhr nachts (deutscher Zeit) mit einem leckeren Pisco und der Aussicht über die glitzernde Stadt vom „Cerro Concepción“  aus an. Zusammen mit Leonie, Rahel und Matze habe ich auf das neue Lebensjahr „angestoßen“ beziehungsweise aus der Flasche getrunken (sonst müsste man ja nur unnötig abspülen). Zu lange war das „Reinfeiern“ aber nicht, da wir, wie oben schon erwähnt, früh raus mussten.

Um mich nicht noch mehr zu wiederholen halte ich diesen Eintrag kurz und komme zum Schluss. Zuvor möchte ich aber noch ein ganz großes Dankeschön loswerden an alle die, die mir eine Postkarte oder Brief geschrieben habe. Jeder Brief der in mein Zimmer „geflattert“ kommt, freut mich immer wieder und ich versuche immer so schnell wie möglich zu Antworten. Vielen lieben Dank!


Nutella zum Geburtstag - lecker!

Kochbuch

Da hängen sie, die Postkarten aus aller Welt!

Simon

Samstag, 13. Oktober 2012

5,7 – Die Erde lebt


Wie stabil ist das CVJM-Haus eigentlich wirklich. Vor zwei Jahren hat das Gebäude des YMCA einen wahren Härtetest überstanden. Im Februar 2010 gab es das letzte Erdbeben mit einer Stärke von 8,9 und die Verwüstung war in den Städten, vor allem im Süden des Landes, verheerend. Die Erde wackelte für knapp fünf Minuten ununterbrochen, das Telefon- und Stromnetz brach zusammen und es gab etliche Nachbeben. Da macht man sich schon so seine Gedanke: „Was ist wenn und wie sollte man reagieren wenn es „mal“ bebt.“ In Deutschland wird einem nur beigebracht, wie man sich bei Feueralarm oder Überfall verhalten soll, aber bei einem Erdbeben? – Das ist für mich Neuland.

Diesen Mittwoch wurden wir vier aber aufgeklärt. Lulu, unsere „chilenische Mama“ hier vor Ort, hat mit uns viele organisatorische Dinge, aber eben auch das Thema Sicherheit mit uns besprochen. Was also tun, wenn der Boden unter den Füßen nicht still sein möchte? Nun ja, zuerst einmal muss man unterscheiden. Es gibt „Temblors“ (kleinere Erdbeben bis zur Stärke 7,0), die öfters vorkommen und „Terremotos“ (große Erdbeben mit einer Stärke über 7,0), wobei das Letzte, wie oben beschrieben,  erst vor kurzem war. Sobald so ein Erdbeben anfängt ist das wichtigste Ruhe bewahren und nicht in Panik durch die Straßen oder das Haus rennen, sondern seinen Kopf schützen und an einem sicheren Ort, an dem keine Sachen auf einen fallen können „verweilen“. Zudem ist es ratsam jederzeit eine kleine Tasche mit überlebenswichtigen Sachen in der Nähe zu haben wenn nach dem Erdbeben die Tsunamiwarnung rauskommt und man auf die Hügel gehen muss. 

So weit so gut. Das klingt alles sehr einfach und theoretisch. Letzten Endes haben wir die „Rettungstasche“ bis heute noch nicht, weil man sich denkt: „Brauchen wir eh nicht!“. Doch gestern wurden wir eines besseren belehrt: Es war ein ganz normaler Tag, wir saßen am Mittagstisch und genossen die Ruhe. Es gab Tortellini mit Gemüsesoße; eigentlich alles wie immer – bis ich merkte, dass mein Geschirr das klappern anfing. Nicht nur das, nein, der ganze Tisch, das ganze Zimmer, das Haus, die ganze Stadt wackelte. In so einem Moment gehen einem viele Gedanken durch den Kopf, aber ich glaube eines haben wir richtig gemacht: wir haben die Ruhe (mehr oder weniger) bewahrt und haben gewartet bis es vorbei war. Es dauerte gute 20 Sekunden und als der Boden sich wieder beruhigt hatte, hörten wir eine Stimme. Es war Christian, der für den „Guay“ arbeitet und nachsehen wollte wie es uns geht. Bei uns war alles okay, aber wir wollten natürlich wissen wie schlimm das „Erdbeben“ nun eigentlich war. Das konnte uns Christian auch nicht so auf die Schnelle verraten. Später erfuhren wir von Oskar, dass der „Temblor“ eine Stärke von 5,7 hatte. Für die Chilenen ist diese Intensität anscheinend nichts besonderes zumal es eigentlich jeden Tag  kleine „Erdbeben“ gibt, die wir bloß nicht spüren. Bis zu einer Stärke von 3,0 bemerkt man die Erschütterung also gar nicht. 

Dennoch, für uns war das alles am Donnerstag ganz schön aufregend. Im ersten Moment war ich etwas schockiert aber auch gespannt zugleich. Ich weiß ein Erdbeben ist nicht zu unterschätzen und die Folgen sind schlimm. Trotzdem war es für mich auch etwas „Interessantes“ sowas mal zu erleben, auch wenn ich hoffe, dass ich es nicht nochmal miterleben muss. Ich hatte am Donnerstagmittag nicht wirklich Angst, sondern eher ein Ohnmacht-Gefühl. Man fühlt sich total hilflos und ausgeliefert und merkt wie klein man eigentlich im Vergleich zur Natur ist. In Deutschland hatte ich dieses Gefühl ansatzweise wenn es in der Nacht gewittert hat. Gestern war es aber noch um einiges „intensiver".

Was mich sehr beruhigt ist die Prognose der Wissenschaftler, dass es in den nächsten Jahren höchstwahrscheinlich kein „Terremoto“ wie im Jahr 2010 in Chile geben wird. Von daher sehe ich es gelassen und falls die Erde sich doch dazu entscheiden sollte ein wenig zu wackeln, befolge ich einfach die Regeln.

In diesem Sinne, immer die Ruhe bewahren.

PS: Noch ein kleiner Link mit den offziellen Daten zum Erdbeben: 

Sonntag, 7. Oktober 2012

Wenn das Wasser seinen Weg findet

Bis jetzt war das Wetter in Valparaíso mäßig bis gut und mit jedem Tag rückt der Frühling/Sommer näher.  Seit dem 21. September ist kalendarischer Frühlingsanfang und die Bäume in den Straßen fangen schon das Blühen an. Die Wettervorhersage besagt heute, dass wir eventuell ab Mitte nächster Woche die 20 Grad-Marke „knacken“ werden. Zuvor müssen wir jedoch nochmal durch eine „nass-kalte“ Wetterperiode, die sich gestern Nacht mit  konstantem Regen in der Hafenstadt festgesetzt hat. Das war das erste Mal, dass es seit unserem Ankommen in Chile geregnet hat und es regnet noch immer. Es ist fast ein bisschen idyllisch wenn man im Zimmer sitzt und das Geräusch der Regentropfen hört wenn sie auf das Dach prallen. 

Doch diese scheinbare „Idylle“ nahm ein frühes Ende. Gestern gingen Matze und ich noch guten Mutes ins Bett und mit der Geräuschkulisse des Regens war es auch kein Problem schnell einzuschlafen. Ich wachte mehrmals in der Nacht auf, drehte mich in eine andere bequeme Position und schlief sofort wieder ein. Doch als um 09:30 Uhr mein Handy klingelte wurde ich hellhörig. Irgendwas stimmt da nicht! Normalerweise ist mein Wecker richtig penetrant und laut, aber heute konnte man ihn kaum hören; er hörte sich so dumpf an. Was ist passiert?
Dort wo jetzt die Töpfe stehen lag mein Handy.
Ich nahm mein Handy vom Tisch und es war pitschnass. Sofort unternahm ich „Erste Hilfe“ – Maßnahmen und trocknete es mit dem Kissen ab. Dann wurde kurz auf dem Home-Button gedrückt und ich stellte fest, dass der Bildschirm noch halbwegs funktioniert. In diesem Moment schoss mir jedoch noch ein anderer Gedanke durch den Kopf: „ Mein Laptop liegt auch auf dem Tisch! Oh Nein!“ . Ich sprang aus dem Bett und machte das Licht an. Der halbe Tisch war nass und es tropfte von der Decke herunter. Ich begutachtete meinen Laptop. Er stand gerade an der Grenze von nass, zu weniger nass und war nur leicht „besprenkelt“. Puh! Glück im Unglück. Der Laptop funktioniert aber mein Handy bereitet mir Sorgen.  Die Feuchtigkeit hat sich auch ins Gehäuse hineingezogen und die Lautsprecher wurden in Mitleidenschaft gezogen. Für mich heißt es jetzt zunächst einmal abwarten. Ich habe das „digitale Speichermedium“, mit dem man auch telefonieren kann, in eine Tüte mit Reis gelegt und ausgeschaltet. Da bleibt es jetzt auch noch die nächsten Tag und ich hoffe, dass es sich dann auch wieder anschalten lässt. 

So viel also zur Idylle und dem schönen Plätschern des Wassers. Jetzt haben wir diese Idylle direkt in unserem Zimmer und versuchen die kleinen „Wasserfälle“ (so schlimm ist es dann auch wieder nicht)  mit Töpfen aufzufangen. Hoffentlich regnet es morgen nicht mehr! 

Nach diesem Schock hieß es dann aber dennoch „Ran an die Arbeit!“, denn heute war wieder Curso de Lideres. Das ist eine Mitarbeiterschulung für Jugendliche und junge Erwachsene, die Mitarbeiter im YMCA werden wollen. Dazu müssen sie diesen Kurs zwei Jahre lang jeden Samstag besuchen und es wird über verschiedenste Themen diskutiert. Letzte Woche war zum Beispiel das Thema „Autoestima“ (deutsch: Selbstwertgefühl) dran. Diese Woche durften wir das Programm vorbereiten und es ging darum, dass wir Deutschland vorstellen sollten. Dazu hielten wir eine kleine Powerpoint-Präsentation und danach erzählte Susana über ihre Erfahrung aus Deutschland. Zudem hatten wir die Möglichkeit unser Familien und CVJM – Umfeld ein wenig darzustellen und man kam mit den Jugendlichen über Unterschiede zwischen der CVJM-Arbeit in Deutschland und der in Chile ins Gespräch. 

Am Nachmittag  standen für mich heute hauptsächlich Haushaltstätigkeiten an: Wäsche waschen, Einkaufen, etc. Nach all dem haben Rahel und ich entschlossen eine Runde Volleyball zu spielen. Ganze zwei Stunden war das Training und die Spieler/innen waren super nett und aufgeschlossen. Ich würde nicht behaupten, dass  es ein sehr anstrengendes Training war, aber man konnte neue Leute kennenlernen und der Trainer kam uns voll und ganz entgegen. Mal sehen, ob ich hier Volleyball für mich entdecke. Es gibt so viele Sportarten, die angeboten werden und Basketball habe ich bis heute noch nicht ausprobiert. Das steht dann nächste Woche an, nachdem ich seit vorgestern auch einen Basketball habe.

So das war es von meiner Seite. Hoffentlich konnte ich euch einen kleinen Einblick geben, wie ein Samstag in Chile für mich aussieht.

Simon