Samstag, 29. September 2012

Improvisieren ist angesagt!


Vor knapp einem Monat hieß es Abschied nehmen und die letzten Vorbereitungen für Chile treffen – jetzt bin ich schon seit vier Wochen hier und bin immer noch drauf und dran, mich hier an die Kultur und das Leben zu gewöhnen. Das fällt mir momentan nicht leicht, aber ich merke wie es jeden Tag minimal besser wird und der Alltag langsam einkehrt, da wir diese Woche zum Beispiel wieder die Sprachschule besuchten und am Nachmittag die Projekte in Las Cañas und Placeres vorgestellt bekamen. Beides sind Einrichtungen, in denen Armenspeisungen stattfinden und man im Anschluss mit den Erwachsenen aber auch Kindern arbeiten kann. Wo und wann ich arbeiten werde, steht noch nicht fest, wobei die Betonung auf „noch“ liegt. Wir werden nächste Woche entscheiden, wer wo arbeitet und was für Angebote wir vor Ort anbieten werden. Dazu also später mehr.

Ich hatte am Anfang kurz die chilenischen Kultur erwähnt, die in vielen Dingen sehr anders ist und oftmals auch sehr amüsant. Chilenen sind zum Beispiel super spontan und Meister im Improvisieren. Das haben wir zu Genüge beim Grillen gemerkt als wir keinerlei Mobiliar für den Garten hatten und am Ende trotzdem genug Stühle für alle auftauchten beziehungsweise ein Tisch provisorisch aus alten Holzpaletten gebaut wurde.
Zum Glück hatten wir einen Schraubenzieher

Vor kurzem haben auch wir - Matze und ich - diese chilenische Ader in uns entdeckt, da wir gerne ein bisschen mehr Ablagefläche in unserem beschaulichen Zimmer haben wollten. Was haben wir also getan? Draußen im Gang vor unserem Zimmer stand ein kaputter Kleiderschrank, den wir neu für uns entdeckten. Als wir hier ankamen haben wir ihn als Schrott abgetan und aus unserem Zimmer geräumt. Aber mit der Zeit wird einem hier bewusst, dass jede Kleinigkeit noch weiterverwendet werden kann. Seien es Werbegeschenke, ein alter Obstkorb,
Unsere Ablagefläche zum Zusäg
den man auf der Straße findet, oder alte Schubladen. So nahmen wir uns dem Kleiderschrank noch einmal an; dieses Mal auf eine etwas grobere Art und Weise. Es ging den Schrank also an den Kragen und wir zerlegten ihn in seine Einzelteile. Aus den Holzplatten kann man noch so einiges rausholen. Dazu brauchte es aber das richtige Werkzeug, das uns freundlicher Weise der Hausmeister Arturo zu Verfügung stellte. Mit Hammer, Nägel und Säge bewaffnet machten wir uns daran nach dem „Do it yourself“-Prinzip ein Regal über unseren Schreibtisch zu zimmern – mit beachtlichem Erfolg. Nach über zwei Stunden war es fast fertig und gestern wurde es fertiggestellt. Jetzt hat man gleich viel mehr Stauraum und wir hoffen, dass die Nägel in der Wand halten und uns nicht eines Tages das Regal entgegenkommt.

Einige Bilder von unserem Basteln und Werkeln stelle ich hier noch im Anhang mit rein.



Das zukünftige Regal



Fast fertig!

Endprodukt

Dienstag, 25. September 2012

Jesús está en ti

Ein kleiner musikalischer Gruß von uns vier Volontären aus Chile! :)

 
Jesús está en ti, está en mí, 
está en todos mis hermanos. 
Es Jesús, está en ti, está en mí, 
está en todos mis hermanos.

Quien hace crecer las flores, 
quien hace descender el agua, 
quien hace nuevo mí corazón cada mañana. 

Sonntag, 23. September 2012

Die „Dunas“ von Valpo


Heute waren wir gemeinsam mit noch einem anderen Deutschen, der zusammen mit uns in die Sprachschule geht, bei den Dünen in der Nähe von Viña del Mar. Bevor wir allerdings dorthin aufbrachen, stärkten wir uns noch mit dem klassischsten aller Gerichte: Nudel mit Tomatensoße, die immerhin einiges an Gemüse mit „Intus“ hatte. Gegen 15:30 Uhr Ortszeit waren wir dann bereit und startklar, nachdem auch das Geschirr abgespült wurde. Wir nahmen einen Stadtbus der uns nach einer halben Stunde genau vor den Dünen absetzte. Die Dünen kamen quasi aus dem nichts. Man fährt zuerst durch Valparaíso und dann am Strand von Viña entlang, wo die Wellen richtig hoch waren und man im Sommer Surfkurse belegen kann, bis nach Reñaca. Dort sind dann die Sanddünen direkt neben luxuriösen Prachtbauten, in denen fast ausschließlich Europäer oder Nordamerikaner in den Sommermonaten wohnen. 

Wir haben uns in Windeseile die Schuhe ausgezogen und sind die Sandberge hochgekraxelt. Das war gar nicht so einfach, weil man mit jedem Schritt das Gefühl hatte, dass es einen halben wieder zurück ging. Die Anstrengung hat sich aber gelohnt, da die Aussicht fantastisch war und auch das Wetter mitgespielt hat. Generell kann man sagen, dass sich das Wetter langsam aber sicher etwas bessert. Hatte es Anfang September an manchen Tagen nicht mehr als 15 Grad bei bewölktem Himmel, so erreichen die Temperaturen momentan schon die 20 Grad-Marke und die Sonne wärmt dann nochmal zusätzlich auf. Nichts desto trotz hatte ich meine Jacke vorsichtshalber dabei, da der Wind momentan noch sehr stark und frisch ist. Unsere Spanisch-Lehrerin meinte vor einer Woche, dass es nur im September so stürmisch ist und es gegen Ende des Jahres weniger wird. Auf den Dünen hat uns der Wind die Sandkörner um die Ohren gepfiffen, was uns aber nicht davon abhielt eine Weile in der Sonne zu entspannen, um dann später zurück nach Valparaíso zu fahren. Im Bus (hier in Chile wird es „Micro“ genannt) haben wir einen Österreicher kennengelernt, der nun schon seit über dreizehn Jahren in Chile lebt und es ist sehr interessant, dass es so viele Deutschsprechende hier in Chile gibt. Wir haben beim Einkaufen eine Kassiererin aus der Schweiz kennengelernt und in der Metro lief uns eine Studentin aus Deutschland entgegen. Valparaíso ist eine Stadt mit vielen Universitäten. Diese locken deutsche aber auch US-amerikanische Studenten an, die man in der Stadt sofort erkennt. Zum einen sind sie mindestens einen Kopf größer als die Chilenen und zum Anderen haben die „Amis“ und auch wir Europäer einen ganz anderen Kleidungsstil. Das ist auch bei mir so. Oftmals habe ich das Gefühl, dass mich jeder anschaut und das hat bestimmt was mit meiner Körpergröße und meiner Haarfarbe zu tun haben, aber auch mit meiner grünen Herbstjacke und der braunen H&M-Hose mit der ich gerne durch Valpo schlendere. 

Um euch auch einen besseren Eindruck von dem zu geben, was wir heute gesehen und erlebt haben, hänge ich noch einige Bilder an diesen Post an. Bis zum nächsten Mal.





Simon

Donnerstag, 20. September 2012

Fiestas Patrias


Der letzte Post von mir liegt nun schon etwas länger zurück. Ich muss zugeben, dass die letzten Wochen ziemlich anstrengend waren und mir die neue Kultur etwas zu schaffen macht. Die Leute hier sind super nett und freundlich. Jeder geht auf einen zu und ist hilfsbereit. Dennoch brauche ich noch ein bisschen Eingewöhnungszeit. Valparaíso ist eine Stadt mit so vielen Farben und die Straßen sind eigentlich generell voll mit Menschen, Obstständen und Hunden. Auch im CVJM-Haus ist immer was los. Sei es um 6:30 Uhr am Morgen, wenn die Basketballspieler unsere Wand zum Wackeln bringen oder um 22 Uhr abends zum täglichen Fußballspiel in der Turnhalle. Beide Angebote habe ich noch nicht ausprobiert, aber im Fitnessstudio war ich schon joggen und gemeinsam mit Anna (Ex-Volontärin aus dem Jahr 2009/10) im Spinning. Somit war es die letzten zwei Wochen ziemlich laut im Guay und nachdem diese Woche am Dienstag die Fiestas Patrias (Chilenischer Nationalfeiertag) anstand, dachte ich, es würde noch lauter und lebhafter werden.

Dem war aber nicht so. Der YMCA hat diese Woche bis Mittwoch geschlossen und die Straßen wirkten wie leer gefegt. Alle Geschäfte und Stände haben zu und für chilenische Verhältnisse ist fast nichts los. Eigentlich dachten wir, dass am Montag eine große Militärparade durch die Stadt zieht, die wir aber nicht gefunden und auch nicht gehört haben. Das war alles ein wenig anders als man es sich vorgestellt hatte. Dennoch waren die letzten Tage sehr schön, denn am Montag waren wir zusammen mit Freunden aus dem Guay bei Angela zu Hause um zu Grillen. Grillen hier in Chile ist ein wahres Erlebnis. Es ist nicht so wie in Deutschland, dass jeder einen Salat mitbringt und die Bratwürste schon auf dem Grill liegen, nein, hier wird noch zusammen vorher gekocht, geschnippelt und zubereitet, um dann gemeinsam den Grill anzuschüren, der fast auseinanderfällt weil er schon so verrostet ist. Es werden auch nicht nur ein paar wenige Würstchen aufgelegt, sondern hier wird so viel Hähnchen auf das Grillrost gelegt bis man es nicht mehr sieht. Und das ist auch nur der erste Gang, denn danach gab es noch Schweinefleisch in Massen. Das Gleiche war dann auch am Dienstag der Fall. Da waren wir bei Susana eingeladen.

Heute war dann Zeit, um ein bisschen zu entspannen. Wir machten einen kurzen Ausflug zum Leuchtturm von Valparaíso. Die Küste  an diesem Meeresabschnitt ist fantastisch und wir konnten den Wellen zusehen, wie sie an den Felsen brachen. Ich lasse an dieser Stelle mal die Bilder sprechen.

Simon

Donnerstag, 6. September 2012

Parlamento, proyectos y palabras en español!


Senat von Chile
Conferencia de Partner
Heute begann der Tag hoch politisch. Nein, Spaß beiseite, wir hatten heute die Möglichkeit das Parlament von Chile zu besichtigen, welches sich in Valparaiso befindet. Wir trafen uns um halb zehn vor dem Haupteingang, wo Oscar Ordenes und die anderen Teilnehmer der "Conferencia de Partnership" schon auf uns warteten. Wir konnten das Repräsentantenhaus und den Senat besuchen. Beim Letzteren durften wir sogar in den Sitzen der Senatoren Platz nehmen und ich war sehr erstaunt, dass ein Abgeordneter hier in Chile um einiges mehr an Komfort hat als dies in Deutschland der Fall ist. An seinem Arbeitsplatz im Kongress hat er sogar einen riesig großen PC, in den man sich nur mit seinen Fingerabdruck anmelden kann. Zudem kam der Präsident des Senats (Vizepräsident Chiles) und hieß uns willkommen. Nachdem wir alles gesehen hatten brachen wir auf und machten mit einer Tour durch die Armenviertel der Stadt weiter. 

Dort bekamen wir einen Einblick in die Arbeit des CVJMs in den sozialen Brennpunkten direkt vor Ort. Wir besichtigten zwei Guays (YMCAs) die mitten in den Amenvierteln liegen und uns wurde dort die Arbeit dort vorgestellt. In einem der Guays finden zum Beispiel auch immer die Armenspeisungen statt und wir Volis haben die Möglichkeit auch dort später mitzuhelfen und mitzuwirken. Zuerst müssen wir uns jedoch alle Projekte einmal näher ansehen und dann können wir entscheiden, an welchem Ort wir arbeiten werden.

Als wir dann von unserem "Ausflug"  zurückkamen gab es Mittagessen - wohlgemerkt um 14:30 Uhr - und danach war noch ein offizielles Treffen um über die Partnerschaften der CVJMs in Süd-/Nordamerika und Europa zu diskutieren. Ich muss sagen, dass es nicht super spannend war aber man konnte zunmindest weiter an seinen Sprachfähigkeiten feilen, da man beim Zuhören Unmengen an neuen Wörtern (Palabras) aufschnappt, die dann auch gleich auf dem Handy notiert werden. 

Mit der Sprache muss ich sagen geht es jeden Tag ein bisschen besser, wobei ich am ersten Tag schon sehr überfordert war, da da chilenische Spanisch schon fast eine eigene Sprache ist und alle sehr schnell sprechen. Worauf ich mich auch schon freue ist der Sprachkurs, der schon nächsten Montag beginnen wird. Ab dann werden wir fünf Tage die Woche (vier Wochen lang) fleißig unsere Spanischkenntnisse vertiefen.

Soweit war es das vorerst von meiner Seite. Bis zum nächsten Post.

Simon

Mittwoch, 5. September 2012

Ersten Eindrücke aus Chile


Seit diesem Samstag sind wir vier Volontäre hier im sehr lebendigen Valparaíso, Chile. Der Flug war halbwegs angenehm, das Unterhaltungsprogramm an Board hat mich auf jeden Fall überzeugt, und wir haben es auch geschafft keinen Flug zu verpassen. In Sao Paulo hatten wir glatte drei Stunden Zeit, um uns ein bisschen die Beine zu vertreten und die von der Airline erhaltenen Zahnbürsten gleich mal auszuprobieren. Von dort aus waren es nochmal vier Stunden Flugzeit, die dann - im wahrsten Sinne des Wortes - wie im Flug vorbeigingen zumal ich fast die ganze Zeit in meinem überaus bequemen Sitz geschlafen habe. Nur die Anden konnten mich aus dem Schlaf rütteln, die einfach unbeschreiblich schön sind. 

Warten am Flughafen in Frankfurt

Vor dem Flieger in Sao Paulo

Anden

Als wir dann am Flughafen in Santiago de Chile ankamen holte uns JuanMa am Flughafen ab, der uns gleich zu Anfang mit einem ironischen Unterton fragte, ob wir denn für immer dableiben wollen. Unser Gepäck hat tatsächlich den ganzen Bus gefüllt mit dem wir dann gleich direkt zur "Conferencia de Mision" in Viña del Mar (Stadt direkt neben Valparaíso) gefahren sind. Dort angekommen trafen wir super viele Menschen vom CVJM Valparaíso aber auch aus den CVJMs aus aller Herren Länder (Idien, USA, Peru, Kolumbien, Uruguay, ...). Auf dieser Konferenz wurde besprochen, wie man die Arbeit im christlichen Bereich in den CVJMs vor Ort, aber auch in der weltweiten Gemeinschaft weiter stärken kann. Ganz besonders hat es mich gefreut, dass auch der YMCA aus den USA bei dieser Missionskonferenz dabei war, weil der CVJM in den USA fast nur noch ein Sportverein ist. Hoffentlich ändert sich das in der Zukunft.

Heute hatten wir das erste Mal die Zeit um uns Valparaíso ein bisschen genauer anzuschauen. Heute hat zwar schon die nächste Konferenz begonnen, wir konnten uns aber „abkapseln“ und sind zusammen mit den ehemaligen Volontären, die noch bis zum 20. September hier sind, und ein paar Chilenen von Viña del Mar nach Valparaíso gefahren. Bevor ich die Stadt hier groß beschreibe, möchte ich sie euch einfach in Bildern nahe bringen.

Ich könnte jetzt noch viel, viel mehr schreiben, muss jetzt aber schon Schluss machen, weil ich/wir vier Volis momentan nur von einer Feier zur anderen rennen, da der CVJM Valparaiso momentan sein 100-jähriges Jubiläum hat.

Ich versuche mich so früh wie möglich wieder zu melden.

Simon


Hafen von Valparaíso


Aufzüge von Valparaíso

CVJM Valparaíso


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