Simon Degel wird neun Monate für den CVJM in Südamerika als Volontär
arbeiten. Der Nailaer macht sich über die sozialen Verhältnisse dort
keine Illusionen.
Naila -
Der Abflugtag, der 31. August, rückt immer näher. Im Kopf des
19-jährigen Simon Degel dreht sich langsam immer mehr alles um Chile.
Der junge Nailaer wird in der Hafenstadt Valparaiso, eine Stunde von
Santiago entfernt, neun Monate lang leben und arbeiten.
Degel, der sein Abitur am Hochfranken-Gymnasium Naila mit der
Traumnote 1,0 abgeschlossen hat, wird Ende dieser Woche den CVJM-
Ortsverein Naila verlassen und in Chile in der ACJ, der Asociación
Cristiana de Jóvenes, arbeiten. Die Arbeitsfelder der ACJ in Chile
unterscheiden sich teilweise von denen des CVJM in Deutschland. So
betreibt die ACJ Valparaiso eine Schule, das George-Williams-College,
zudem Kinderheime für Kinder aus schwierigen sozialen Verhältnissen, ein
Drogenreha-Zentrum und Armenspeisungen. Aber es gibt auch
Mitarbeiterschulungen für Jugendliche und Treffen zum Singen und Beten -
das erinnert an den CVJM.
Bei einem neuntägigen Seminar in Dassel hat sich der 19-jährige auf
seinen Einsatz in Chile vorbereitet. "Ich hab meine spanischen
Sprachkenntnisse aufpoliert", erzählt er und berichtet von seinem
Kurzurlaub als Couch-Surfer in Spanien, wo er kostenlos bei
Einheimischen auf dem Sofa übernachtete. Die spanische Sprache sei das A
und O zur Vorbereitung für den Volontäreinsatz, sagt der junge Mann,
der das geistliche Leben in Chile mit seinem Glauben bereichern möchte.
Verschiedene Themen wie Entwicklungsländer und Entwicklungsziele,
geistlicher Auftrag und Globalisierung wurden im Vorbereitungsseminar
thematisiert. Auch wie man mit der Armut in Chile umgeht, war zu
erfahren. "Das Video darüber war ganz schön heftig und zeigte, dass man
nicht jedem mit Geld helfen kann", sagt der 19-Jährige. Der Nailaer
möchte sich am liebsten im Drogenreha-Zentrum einbringen. "Jugendlichen
Wege aus dem Drogensumpf aufzuzeigen, finde ich äußerst spannend",
erzählt Simon Degel, der bisher nur theoretisch in der Schule und im
CVJM mit dem Problem in Berührung gekommen ist. Er weiß, dass der Kampf
dagegen sicherlich nicht einfach ist. "Man will ja nicht gleich als
Buhmann durch ständige Verbote dastehen, sondern aufklären, über die
Gefahren reden und bei der Suchtbekämpfung helfen."
Über die kulinarischen Veränderungen macht sich der junge Nailaer
keine Sorgen. "Das wird mir schmecken", sagt er. "Mental wird es eine
aber eine große Umstellung", gibt er zu bedenken. "Chilenen haben eine
andere Art des Entgegenkommens - mit Umarmen und Küsschen." Dann
berichtet Simon Degel lachend von einem weiteren Hinweis:
Toilettenpapier immer am Mann zu tragen!
Partnerschaft:
Der Aufenthalt kostet rund 10 000 Euro pro Volontär. Einen Teil
dieser Kosten übernimmt das Bundesministerium für wirtschaftliche
Zusammenarbeit und Entwicklung mit dem Programm "weltwärts" sowie der
CVJM Bayern, 150 Euro monatlich trägt der Volontär selbst, der zudem
angehalten wird, einen Spendenkreis aufzubauen. "Ich habe die Familie
und Verwandtschaft aktiviert", berichtet Simon Degel, der auch regionale
Unternehmen angeschrieben hat. "Die Resonanz war aber nicht der Hit",
gesteht der 19-jährige, der aber auch Verständnis zeigt und mutmaßt,
dass Firmen wohl lieber regionale Projekte unterstützen.
2007 kam der Wunsch nach einer Partnerschaft zwischen dem CVJM Bayern
und dem CVJM Chile auf. Anfang des Jahres 2008 kam es zu einem ersten
Besuch im YMCA Chile, man lernte die missionarische und diakonische
Arbeit kennen. Seit September 2009 werden junge Menschen als Volontäre
nach Valparaiso entsendet, die in verschiedenen sozial-diakonischen
Projekten tätig sind und die die Partnerschaft stärken und vertiefen.
Sandra Hüttner, Frankenpost